Der Meister und Margarita
Schauspiel nach Michail Bulgakow
Deutsch von Thomas Reschke
Über Moskau dämmert der Frühlingsdunst, der den Blick schwer und die Sinne träge werden lässt. Doch es liegt was in der Luft. Ein Literaturredakteur gerät unter die Straßenbahn, ein Dichter landet in der Psychiatrie und im Varieté regnet es Geld von der Decke. Vom Vorsitzenden der Theaterkommission ist nur mehr der Anzug übrig. Der Direktor des Varietétheaters aber ist ganz und gar verschwunden. Was oder wer steckt dahinter? Etwa jener fremde Professor, der plötzlich samt illustrem Gefolge in der Stadt auftaucht, sich als Spezialist für Schwarze Magie ausgibt und behauptet, er habe Pontius Pilatus persönlich gekannt? Schnell ist man sich einig. Es muss sich um Kriminelle oder Spione handeln. Oder sind hier etwa Höllenmächte am Werk? Die Telefone laufen heiß.
Unterdessen trauert Margarita um ihren Geliebten, den Meister, der wie vom Erdboden verschwunden ist. Doch dieser hat sich freiwillig in eine psychiatrische Klinik begeben, nachdem sein Roman, der nicht zufällig die Geschichte eines gewissen Pontius Pilatus beschreibt, für nicht druckfähig erklärt wurde. Auch ahnt Margarita nicht, dass sich dort ein Gespräch zwischen einem weiteren kürzlich eingelieferten Dichter und dem vermissten Geliebten entspinnt. Margaritas und des Meisters Schicksal aber wird bald schon eine geradezu überirdische Wendung nehmen, die Traum und Wirklichkeit ununterscheidbar ineinander aufgehen lässt.
»Ich bin vernichtet«, schreibt Bulgakow 1930 und bittet die Regierung der UdSSR um die Ausreisegenehmigung für ihn und seine Frau. Er teilt das Los mit seiner Figur des Meisters auf erschütternde Weise. Bulgakows Roman »Meister und Margarita«, zwischen 1928 und seinem Tod im Jahr 1940 entstanden, erscheint erst 1966/67 in zensierter Form und erreicht daraufhin in kürzester Zeit Kultstatus. Trotz Überlagerung der Realgeschichte durch surrealistische Parodien entging den Lesenden keineswegs, welche Parallelen sich zwischen Romaninhalt und seiner Entstehungsphase auftaten. Geradezu prophetisch nahm Bulgakow die stalinistische Diktatur auf dem Weg zum »Großen Terror« und dessen grausame Folgen vorweg. Das Verschwinden von Menschen war real, das Gieren nach Begünstigung ebenso. In der Figur der Margarita aber setzt Bulgakow einen Kontrapunkt von geradezu erlösender Kraft. Es ist eine Emanzipationsgeschichte par excellence, die Margarita hinlegt, indem sie sich nicht nur gegen repressive Strukturen auflehnt, sondern – obzwar mit Hilfe einer magischen Salbe – auch die Grenzen der Schwerkraft und des Todes überwindet.
Mit ihrer Inszenierung von »Meister und Margarita« wird sich Luise Voigt erstmals als Regisseurin am Deutschen Nationaltheater und Staatskapelle Weimar vorstellen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Minako Seki für den Einblick in die Welt des Butoh und ihre choreografische Mitarbeit.

Das Programmheft zur Inszenierung gibt es jetzt auch in einer digitalen Version.
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Regisseurin Luise Voigt wurde für den »FAUST« 2023 in der Kategorie »Inszenierung Schauspiel« nominiert.

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Wir bieten für diese Inszenierung 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn eine Einführung im Foyer an.
Meister, Michail Alexandrowitsch Berlioz, Stepan Bogdanowitsch Lichodejew: Marcus Horn
Margarita Nikolajewna, Eine gelangweilte Frau, Postbotin: Dascha Trautwein
Voland, Raucher in Jalta: Krunoslav Šebrek
Korowjew: Isabel Tetzner
Gella, Natascha, Frieda: Katharina Hackhausen
Pontius Pilatus, Grigori Danilowitsch Rimski, Latunski: Martin Esser
Jeschua Ha-Nozri, Rjuchin, Iwan Saweljewitsch Warenucha: Janus Torp
Behemoth, Iwan Nikolajewitsch Besdomny: Fabian Hagen
Bürger*innen, Arzt, Gäste im Schriftstellerhaus, auf der Beerdigung und auf dem Satansball, Chor: Martin Esser / Fabian Hagen / Marcus Horn / Annelie Korn / Isabel Tetzner / Janus Torp / Dascha Trautwein / Katharina Hackhausen
Regie: Luise Voigt
Bühne: Natascha von Steiger
Kostüme: Maria Strauch
Musik: Frederik Werth
Choreografie: Tony De Maeyer
Video: Stefan Bischoff
Dramaturgie: Eva Bormann
Spielort: Großes Haus
Dauer: 1 Std. 50 Min.
Premiere: 7. Oktober 2022