© Sandra Then
Penthesilea & Der zerbrochene Krug
Trauer- und Lustspiel mit Musik von Othmar Schoeck & Viktor Ullmann
Die Amazonenkönigin Penthesilea führt gegen Achilles einen erbarmungslosen Krieg und zerstört sich dabei selbst. – Die schuldlose Eve entlarvt den Dorfrichter als verlogenen Täter und stellt die Ordnung auf den Kopf.
Erst im 20. Jahrhundert wagen sich zwei Komponisten an versgetreue Vertonungen dieser beiden kompromisslosen Dramen von Heinrich von Kleist: Othmar Schoeck bereichert das antike Trauerspiel mit filmischen Klangwelten und zeigt die Brutalität Penthesileas als gewaltigen Grenzgang zwischen Sprache und Gesang. – Mitten im Zweiten Weltkrieg fragt uns der jüdische Komponist Viktor Ullmann mit Kleists Lustspiel, wie lange wir uns taub stellen wollen, wenn das Recht an die Tür des Unrechts klopft.
Chefregisseur Valentin Schwarz und der neue Musikdirektor Daniel Carter kombinieren an einem Abend intensives körperliches Musiktheater mit einer bissigen backstage comedy, die allen auf, vor und hinter der Bühne den Spiegel vorhält.
PENTHESILEA
Musiktheater in einem Aufzug von Othmar Schoeck, Text vom Komponisten nach Heinrich von Kleist
Uraufführung: 18. Januar 1927, Dresden
DER ZERBROCHENE KRUG
Oper in einem Akt von Viktor Ullmann, Text vom Komponisten nach Heinrich von Kleist
Uraufführung: 17. Mai 1996, Dresden (in einer Produktion des DNT)
Zuletzt am DNT: Spielzeit 1996/97
In deutscher Sprache mit Untertiteln
Penthesilea: Sayaka Shigeshima
Prothoe: Heike Porstein
Meroe: Anna Schoeck
Oberpriesterin: Sarah Mehnert
Achill: Michael Kupfer-Radecky
Diomedes/Hauptmann: Alexander Günther
Herold: Andreas Koch
Opernchor des DNT
Es spielt die Staatskapelle Weimar
Walter, Referent im Kulturministerium: Andreas Koch
Adam Richter, Intendant / Chefregisseur: Uwe Schenker-Primus
Licht, Chefdramaturg: Jörn Eichler
Marthe Rull: Sarah Mehnert
Eve, Ensemblemitglied Musiktheater: Anna Schoeck
Veit Tümpel, Zweite Geige: Ilya Silchuk
Ruprecht, Schreinermeister: Alexander Günther
Brigitte, Reinigungsfachkraft: Annie MacCallum
Martin, Pförtner: Oliver Luhn
Liese, Assistentin des Intendanten: Katrin Niemann
Margarethe, Pressesprecherin: Anne Weinkauf
Es spielt die Staatskapelle Weimar
Musikalische Leitung: Daniel Carter
Inszenierung: Valentin Schwarz
Bühne: Andrea Cozzi
Kostüme: Andy Besuch
Dramaturgie: Sören Sarbeck
Chorleitung: Jens Petereit
Spielort: Großes Haus
Dauer: 2 Std. 40 Min.
Premiere: 20. September 2025
Fakt 1
Othmar Schoecks »Penthesilea« ist vermutlich die erste Oper überhaupt, die ein Drama Heinrich von Kleists wörtlich vertont.
Fakt 2
Heinrich von Kleists »Der zerbrochne Krug« war 1808 in Weimar in der Regie von Goethe uraufgeführt worden. Aufgrund der negativen Publikumsreaktionen endete die Vorstellung jedoch in einem Fiasko. Das Ensemble war wohl nicht gerade auf Komödie aufgelegt, außerdem dauerte der Abend in Goethes dreiaktiger Fassung sowie in Kombination mit Dominique Della-Marias Oper »Der Gefangene« weit über drei Stunden.
Fakt 3
Viktor Ullmanns »Der zerbrochene Krug« kam erst 1996– 52 Jahre nach der Ermordung des Komponisten in Auschwitz – bei den Dresdner Musikfestspielen in einer Produktion des DNT zur Uraufführung. Der Dirigent Israel Yinon hatte die Partitur in einer Bibliothek in Prag wiederentdeckt.
Fakt 4
In »Penthesilea« bringt die Titelheldin am Ende Achill um. Damit ändert Kleist den Mythos in einem entscheidenden Punkt: In der antiken Sage wird Penthesilea durch Achill ermordet – dieser stirbt erst zu einem späteren Zeitpunkt des Trojanischen Krieges durch den Treffer in seine sprichwörtlich gewordene Achilles-Ferse.
Fakt 5
Beide Komponisten kürzen Kleists Texte radikal zusammen. Während Schoeck immerhin 24% der »Penthesilea« vertont hat (etwa 750 von insgesamt 3093 Versen), bleiben bei Ullmann lediglich 17 % übrig (331 von 1974).
Fakt 6
Die Orchesterbesetzung von »Penthesilea« umfasst insgesamt 10 Klarinetten. Vermutlich wollte Schoeck mit dieser Besetzung Richard Strauss’ »Elektra« (8 Klarinetten) übertreffen. Es ist gleichzeitig auch das Instrument, das Heinrich von Kleist selbst spielte.
Fakt 7
Ullmann und Schoeck sind sich wahrscheinlich nie persönlich begegnet, obwohl sie zwischen 1929 und 1931 beide in Zürich lebten.
Fakt 8
Während Kleists Theaterstück »Der zerbrochne Krug« heißt, nennt Ullmann seine Oper »Der zerbrochene Krug«.
Fakt 9
Ullmann schrieb für »Der zerbrochene Krug« einen neuen Schluss, der mit den Worten »Fiat justitia« (»Es werde Gerechtigkeit«) endet. Traditionell geht der Satz weiter »et pereat mundus« (»und gehe die Welt dabei zugrunde«), eines der zentralen Themen im Werk von Kleist, u. a. in »Michael Kohlhaas«.
Fakt 10
Am Theater gibt es eine große Zahl handwerklicher Berufe, darunter Veranstaltungstechniker:innen, Ton- und Lichtdesigner:innen, Maschinist:innen, Schneider:innen, Schuhmacher:innen, Modist:innen, Maskenbildner:innen, Schlosser:innen, Schreiner:innen, Dekorateur:innen, Plastiker:innen, Requisiteur:innen, Maler:innen, Rüstmeister:innen und viele mehr.
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