Werther
Ein musikalischer Briefroman von Jules Massenet
Die literarische Sensation des 18. Jahrhunderts: Der junge Werther verzweifelt an seiner unglücklichen Liebe zur bereits verlobten Lotte und sieht keinen anderen Ausweg als den Suizid.
Über 100 Jahre trennen »Die Leiden des jungen Werthers« von Massenets Vertonung. Beide Werke verblüffen mit ihren unterschiedlichen Zugängen: In Goethes Roman ist Werther ein freigeistiger Künstler, der nach Selbstverwirklichung sucht. In der Oper? Ein Liebesträumer, der sich fern aller Konventionen in seiner Schwärmerei verliert.
Mit diesem Klassiker eröffnen wir unsere neue Reihe »Pop-Up-Oper«.
Erleben Sie beliebte Musiktheaterwerke am DNT packend und intensiv!
Premiere
Freitag // 14. November 2025 // 19.30 Uhr // Redoute (Weimar Nord)
Dienstag // 18. November 2025 // 19.30 Uhr // Redoute (Weimar Nord)
Mittwoch // 26. November 2025 // 19.30 Uhr // Redoute (Weimar Nord)
Mittwoch // 10. Dezember 2025 // 19.30 Uhr // Redoute (Weimar Nord)
Mittwoch // 17. Dezember 2025 // 19.30 Uhr // Redoute (Weimar Nord)
Lyrisches Drama in vier Akten von Jules Massenet
Libretto: Édouard Blau, Paul Milliet und Georges Hartmann nach dem Roman »Die Leiden des jungen Werthers« von Johann Wolfgang von Goethe
Uraufführung: 16. Februar 1892, Wien
Zuletzt am DNT: Spielzeit 2014/15
in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Werther: Sangmin Jeon
Charlotte: Ekaterina Aleksandrova
Albert: Ilya Silchuk
Sophie: Ylva Sofia Stenberg / Adèle Clermont
Statisterie des DNT Weimar
Es spielt die Staatskapelle Weimar
Musikalische Leitung: Marco Alibrando
Inszenierung: Dorian Dreher
Bühne: Philip Rubner
Kostüme: Mara Lena Schönborn
Dramaturgie: Sören Sarbeck
Spielort: Redoute (Weimar Nord)
Premiere: 14. November 2025
Fakt 1
Der Werther in Goethes Roman wurde zu seiner Zeit zu einem Trendsetter. Seine Mode nach »Englischer Art« – enganliegende gelbe Weste sowie blaue Jacke – wurde auch in der Realität übernommen. Im Alltag trägt er Stiefel statt der üblichen Schnallenschuhe und zeigt so seine Unabhängigkeit von der alten feudalen Gesellschaft.
Fakt 2
Seit dem Sensationserfolg des »Roi de Lahore« 1877 galt Massenet als der führende Opernkomponist Frankreichs. Für »Werther« konnte er – wohl aufgrund des düsteren Stoffes – jedoch kein Pariser Theater begeistern. Erst sechs Jahre nach der Komposition kam die Oper in Wien in deutscher Sprache zur Uraufführung.
Fakt 3
1885 besuchte Massenet die Bayreuther Festspiele und war von »Parsifal« so beeindruckt, dass er die Komposition als ein »miracle unique« bezeichnete. Auf dieser Reise besichtigte er auch Wetzlar, das Goethe die Inspiration für zahlreiche Orte und Figuren im »Werther« geliefert hatte.
Fakt 4
In Deutschland wurde »Werther« zuerst am 13. November 1892 in Weimar gespielt, noch bevor das Werk das erste Mal auf Französisch in Genf erklang.
Fakt 5
In Charlottes Arie »Va! Laisse couler mes larmes« im dritten Akt von »Werther« kommt prominent das von Massenet in mehreren Opern verwendete Saxophon solistisch zum Einsatz.
Fakt 6
Die Librettisten der Oper geben für alle Figuren genaue Altersangaben: Charlotte ist 20, Werther 23, Albert 31 und Sophie 15 Jahre alt.
Fakt 7
Der Dichter Ossian faszinierte am Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur den Werther in Goethes Roman, sondern zahlreiche reale Künstler:innen. Die Texte stammten jedoch in Wirklichkeit von dem Schotten James Macpherson, der sie ab 1760 als angebliche Dichtungen aus alter Vorzeit veröffentlichte.
Fakt 8
Goethes »Die Leiden des jungen Werthers« war so erfolgreich, dass sich bald eine regelrechte Werther-Ikonographie etablierte. Zentrale Momente des Romans – Lotte und die Kinder, die gemeinsame Ossian-Lektüre oder Werther in seinem Zimmer – wurden in zahlreichen Bildern verarbeitet und waren so einem breiten Publikum bekannt. Auch die Librettisten von Massenets Oper griffen auf diese Motive zurück.
Fakt 9
Der Dichter Stendhal beschreibt 1822 in »Über die Liebe« die Verbindung von Liebe mit religiöser Schwärmerei und melancholischer Reflexion – die laut ihm den Werther des Romans auszeichnet – als eine typisch deutsche Eigenschaft. Den Franzosen wäre sie dagegen fremd.
Fakt 10
Als Goethe »Werther« schrieb, wäre eine Scheidung zwischen Albert und Lotte rechtlich und moralisch undenkbar gewesen. Zu dem Zeitpunkt, als Massenet seine Oper komponierte, hatte es in Frankreich dagegen bereits in der Folge der Französischen Revolution zeitweise die Möglichkeit zur einvernehmlichen Scheidung gegeben.